Zeit: 1. Weihnachtsfeiertag 2022
Ort: Colmar in Frankreich
Hauptrollen: Ute, Xenia und Sohn
Nebenrollen: Gendarmerie und Security
Special Guest: Französischer Bürger
Komparsen: Touristen, Bürger und Gäste
Drehbuch: Ohne
Skript: Ohne
Wir waren über Weihnachten zu Besuch bei unserem Sohn in Karlsruhe. Am 1. Feiertag fuhren wir nach einem üppigen Frühstück nach Colmar in Frankreich. Dort soll es einen wunderschönen Weihnachtsmarkt geben.
Die Fahrt zwischen Straßburg und Colmar war bereits ein kleines Abenteuer, denn es ging über katastrophale Straßen durch ein großes Industriegebiet und einer verwilderten Gegend. Weit und breit war niemand in Sicht. Das letzte Stück ging es aber dann auf einer gut ausgebauten Nationalstraße weiter bis in die Ortschaft.
Im Norden der Stadt stießen wir auf die 12 Meter hohe Statue aus Kunstharz, eine Nachbildung der Freiheitsstatue. Sie wurde im Rahmen der Gedenkfeier des 100jährigen Todestages von Auguste Bartholdi, ein aus Colmar stammender Künstler und Erfinder der Freiheitsstatue.
Das aber war noch nicht das eigentliche Abenteuer des Tages.
Nach einiger Suche im Innenstadtbereich fanden wir schließlich ein Parkhaus. Es war ein paar Gehminuten von der Altstadt entfernt und sollte 3,10 € die Stunde kosten. Wir gingen an eine T-Kreuzung und Ute wollte sich den warmen Mantel ausziehen, weil es mit 15° und Sonnenschein doch sehr mild war. Zu diesem Zweck legte Sie Ihre kleine schwarze Handtasche zwischen den Füßen ab. Dann gingen wir Drei über die beiden Zebrastreifen in Richtung Altstadt. Keine 5 Minuten waren vergangen da schoss es Ute wie ein Blitz durch Mark und Bein. Was war passiert? Ihre Handtasche war nicht mehr am Körper. Sie hatte sie vermutlich an der T-Kreuzung liegen lassen. Dumm aber kann passieren und wir beide hatten es auch nicht auf der Kette. Nun begannen dramatische Minuten.
Der Adrenalinspiegel stieg ins Unermessliche. Wir rannten zurück und die Tasche war weg. Ahhhhhhh! Ute rannte zur Gendarmerie und wir suchten nochmal alles ab. In der Tasche war alles drin: Schlüssel, Kreditkarten, Ausweis, Geld, Handy, etc.
Ich nahm zitternd mein Handy und wählte Utes Nummer. Mal sehen was passiert. Und tatsächlich ein Teilnehmer am anderen Ende. Die Person erklärte mir auf Französisch das er die Tasche habe. In drei Sprachen und Händen und Füßen (was am Telefon ja nichts bringt) versuchte ich zu verstehen, wie ich nun an die Tasche komme. Sie wären wohl am „Place des Dominicains“ und dort könnten wir uns treffen. Ich rannte los, fragte Gendarmerie und Security nach dem Weg und erreichte schließlich den Platz. Nun stand ich da neben einem großen Weihnachtsbaum und rief erneut die Person an. Wieder versuchten wir mit Hilfe von mehreren Sprachen zusammenzukommen. Zwischendurch meldete sich auch eine weiblich klingende Stimme, vermutlich seine Frau oder Freundin. Und plötzlich wie aus dem Nichts stand er neben mir und winkte mit der Tasche. Ich bedankte mich tausendmal und umarmte ihn und fragte wie es mit Finderlohn aussehen würde. Er verneinte energisch und verschwand wieder genauso plötzlich im Gewühl.
Ich verkroch mich erst einmal in eine ruhige Ecke und rief meinen Sohn an. Die beiden erschienen dann auch und wir fielen uns in die Arme. Die Tasche war wieder da. Ich dachte laut nach: Mensch es gibt doch noch ehrliche Leute. Aber warum hat er die Tasche nicht bei der Gendarmerie abgegeben? Warum schleppte er die Tasche mit sich rum? Warum hatte er mich solange auf dem Platz stehen lassen? Und so weiter und so weiter.
Es folgte auch gleich die Erklärung denn Ute öffnete die Handtasche. Sie war durchwühlt worden. Alles war aber an seinem angestammten Platz. Auch die Kreditkarten waren unberührt. Aber das Geld war weg, sogar alle Münzen. Er hatte sich bereits selbsttätig seinen Finderlohn genommen. Sehr sehr Ärgerlich! Aber was wäre gewesen, wenn die Tasche nicht mehr aufgetaucht wäre? Der Schaden und der Ärger wären um ein vielfaches höher gewesen. Also egal – es war nur das Bargeld futsch. Eine Anzeige hätte mangels Beweise nichts gebracht, denn wie hätten wir nachweisen sollen, dass Bargeld im Portemonnaie und in welcher Höhe gewesen wäre? Alles andere war vollständig und das war gut so! Glück im Unglück und das passiert bestimmt nicht nochmal. Wir beruhigten Ute, die immer noch sauer auf sich war. Aber wir beide hatten auch nicht aufgepasst.
Wir lenkten uns an den zahlreichen Ständen ab und genossen die geschmückten Gassen, Buden und Fachwerkhäuser des Weihnachtsmarktes. Je dunkler es wurde umso schöner war alles anzusehen.
Das Parken war dann auch noch kostenlos, weil der Kassenautomat defekt und die Schranke offen war.
So blieb der Schaden des Tages in einem relativ erträglichen Rahmen, denn es hätte tatsächlich schlimmer kommen können. So war es dann doch noch zum Glück ein schöner und spannender Ausflug.